Sven Thieme ist Geschäftsführer der Competent Investment aus Dresden. Im Interview spricht er über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft und die langfristigen Folgen der ausufernden Schuldenpolitik auf die Altersvorsorge der Bevölkerung.

Kurz vor Weihnachten ist es soweit: Wir bekommen einen harten Lockdown bis zum 10.01.2021. Welche Folgen wird das auf die Wirtschaft haben?

Sven Thieme: Es ist wirklich tragisch, dass es so weit gekommen ist. Die aktuellen Infektionszahlen und die Lage in den Krankenhäusern haben der Politik kaum eine andere Wahl gelassen. Der wirtschaftliche Schaden des Lockdowns wird in jedem Fall gravierend sein. Aus diesem Grund hat die Regierung auch zusätzliche Mittel zugesagt. Alles in allem werden in 2020 und 2021 mehr als 350 Milliarden Euro Schulden aufgenommen, um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzufedern.

Insbesondere das Kurzarbeitergeld hat bisher eine positive Wirkung entfaltet und Massenentlassungen verhindert. Aber auch von den verschiedenen Überbrückungshilfen konnten viele Unternehmen profitieren. Die kurzfristige Wirkung der neuen Schulden kann man also durchaus positiv bewerten. Mittel- und langfristig ist die Rekordschuldenaufnahme im Zuge der Pandemie allerdings als problematisch zu bewerten.

Welche unerwünschten Nebenwirkungen können auftreten?

Sven Thieme: Derzeit steigt weltweit die Schuldenlast der Staaten. Im gleichen Zuge betreiben die wichtigsten Notenbanken eine expansive Geldpolitik – es wird sprichwörtlich Geld in großem Stil neu gedruckt. Es ist also durchaus vorstellbar, dass wir in Zukunft eine höhere Inflation sehen werden. Die Versuchung für die Regierungen ist natürlich vorhanden, die Schuldenproblematik durch Inflation zu lösen.

Gleichzeitig wird der Druck steigen, die Staatsausgaben nach Bewältigung der Pandemie zu reduzieren. Während der medizinische Bereich wohl erst einmal verschont bleiben wird, ist es durchaus denkbar, dass an Renten und Sozialleistungen gespart werden wird. Eines ist aber ziemlich sicher: Wir werden noch lange mit niedrigen Leitzinsen leben, andernfalls wäre der Schuldendienst für die meisten Staaten nicht mehr zu tragen. Und einen Zusammenbruch der Währungen wollen Notenbanken wie FED und EZB tunlichst vermeiden.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die private Altersvorsorge?

Sven Thieme: Die Zeiten von Tagesgeldkonten, Sparbüchern und kapitalbildenden Lebensversicherungen sind jedenfalls vorbei. Eine alte Weisheit besagt: „Ohne Risiko auch keine Rendite.“ Das ist kurz zusammengefasst die aktuelle Situation. Umso wichtiger ist es, sich intensiv mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen.

Und eine gute Nachricht gibt es auch. Mit guter Planung und einem langen Atem ist auch heutzutage der Vermögensaufbau machbar. Mein Rat ist daher, sich intensiv mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen und möglichst viele Informationen einzuholen, bevor man sich für eine Investition entscheidet.

Sie liefern Kunden mit Ihrem Unternehmen, der Competent Investment, Informationen rund um das Thema Altersvorsorge. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Trends?

Sven Thieme: Wir hatten zwei wichtige Themen ja schon besprochen: Dauerhafte Niedrigzinsen und die schlechte Verzinsung von Bank- und Versicherungsprodukten. Beide Trends werden sich eher noch verschärfen als verbessern. Die beiden größten Lebensversicherer Allianz und R+V haben vor Kurzem sogar angekündigt den Vertrieb von Lebensversicherungen mit Beitragsgarantie ganz einzustellen. Der Rest der Branche wird wohl demnächst nachziehen.

Mit der Schwäche der Banken und Versicherungen hängt übrigens auch direkt ein anderer großer Trend zusammen: Sachwerte aller Couleur sind beliebter denn je. Ein Beispiel gefällig? Die Aktienmärkte boomen nach einem kurzen Corona-Schock an den Börsen, Gold und Silber sind sogar nah an historischen Höchstpreisen. Und ein Ende des Sachwertbooms ist trotz des mittlerweile häufig hohen Preisniveaus nicht abzusehen.

Sind Sachwerte denn generell eine gute Investition?

Sven Thieme: Abhängig von persönlichen Präferenzen, Anlagehorizont und individuellen Lebensverhältnissen können Sachwerte durchaus eine sinnvolle Investition sein. Wichtig ist in jedem Fall eine möglichst gute Diversifikation des Portfolios und eine individuelle Planung. Pauschale Ratschläge sind beim Thema Altersvorsorge meist wenig zielführend.

Herr Thieme, vielen Dank für das Gespräch.