Verzweiflung und Ausweglosigkeit plagen viele Rentner, wenn sie mit der geringen Höhe ihrer Rentenbezüge konfrontiert werden. Corona verschärft ihre Lage dramatisch.

Frida Trautheim hat 35 Jahre lang im Einzelhandel gearbeitet, danach erkrankte sie an Colitis Ulcerosa und war gezwungen, in Frührente zu gehen. Jetzt muss sie sich mit 650 Euro Rente begnügen. Sie ist auf die Tafel angewiesen und kann sich auch nur einmal im Jahr die Reise zu ihren Enkeln leisten. Vor allem vor Weihnachten plagen viele alte Menschen wie sie ähnliche Sorgen. Schließlich wollen sie ihre Liebsten beschenken, haben jedoch kaum finanziellen Spielraum bei ihrer Geschenkauswahl. Trautheim sagt: „Meiner Tochter ist das Thema Altersvorsorge viel präsenter als es mir während meiner Erwerbstätigkeit gewesen ist. Sie sorgt schon seit Jahren privat vor.“

Dabei liegt es auf der Hand, sich frühzeitig um eine Aufstockung seiner Rentenbezüge mit einer privaten Altersvorsorge zu kümmern. Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Investment aus Dresden, kennt die Problematik: „Vorsorgen, gerade wenn es um Vermögensbildung geht, hört sich für viele Erwerbstätige mit normalen Einkommen wie Zukunftsmusik an. Meine Herausforderung sehe ich darin, für jede Lebenssituation und für jedes Einkommensverhältnis eine passende Altersvorsorge zu finden.“ Thieme erklärt, dass es vor allem die Frauen trifft, die auch nach einer langjährigen Erwerbsbiographie mit dem Renteneintritt in die Armut abrutschen. Denn oft sind sie es, die ihre Arbeitszeit reduzieren müssen, um die Familie, sei es Kinder oder die Eltern, zu versorgen. Zudem wird die Corona-Krise sichtbare Spuren im Rentensystem hinterlassen, sagt Finanzwissenschaftler Hans Fehr.

Schuldenatlas 2020 sieht Verschärfung der Altersarmut durch Corona

Bei den Rentnern, die nicht mit privater Altersvorsorge ihre Rente aufbessern, stehen manchmal sogar nur magere 12 Euro am Tag zur Verfügung. Der Schuldenatlas 2020, welcher im Oktober letzten Jahres veröffentlicht wurde macht deutlich, dass sich die Situation durch die globale Corona-Pandemie weiter verschärft hat.

Seit Mitte des Jahres 2020 stiegen in Deutschland die Zahlen bei Anträgen auf Sozialwohnungen erheblich. Auch bei Wohngeld ist ein Zuwachs an Anträgen zu vermerken. Wenig überraschend: vor allem Normal- und Geringverdiener, die in der Regel über weniger große finanzielle Reserven verfügen waren deutlich stärker betroffen als Gutverdiener, heißt es im Schuldneratlas Deutschland 2020. In dem Bericht wird deutlich, dass der Anteil der Senioren immer mehr zunimmt. Solche, die in ihrem Ruhestand einen Nebenjob annehmen müssen, um ihr Auskommen zu ermöglichen. Zudem nahm auch die Zahl der Überschuldeten um 23 Prozent zu.

Darüber hinaus haben Senioren in diesem Pandemiejahr nicht nur mit der extremen Isolation und Ansteckungsangst zu kämpfen, sondern müssen auch höhere Gesundheitskosten tragen wie zum Beispiel beim Kauf von FFP2-Masken und Desinfektionsmitteln. Laut dem Statistischen Bundesamt müssen 3,2 Prozent der Rentner Grundsicherung beantragen. Einige Ruheständler stellen gar keinen Antrag, auch wenn sie Anspruch darauf hätten, da sie aus Scham darauf verzichten.

Beim Armutsrisiko liegt Sachsen mit 13,4 Prozent im Mittelfeld. Das höchste Risiko tragen die Menschen im Saarland (18,4 Prozent), gefolgt von Rheinland-Pfalz (17,8 Prozent) und Bayern (17,5 Prozent). Laut Statistik liegt das Risiko, in die Armut abzurutschen, in Brandenburg bundesweit am niedrigsten (12,5 Prozent).

Sechs Tipps für jedes Budget: Altersvorsorge sorgt für sorgenfreies Alter

Sven Thiemes Aufgabe ist es, Perspektiven aufzuzeigen für Menschen, die den Vermögensaufbau vorher für unmöglich gehalten haben. „Ich kann für jede Person aus einer Vielzahl von Vorsorgemodellen für das Rentenalter wählen. Das Wichtigste: Nicht die Augen davor zu verschließen, was mit der Rente kommt.“

Er hält für Frauen wie Frau Trautheim sechs Tipps bereit:

  1. Denken Sie frühzeitig an ihre private Altersvorsorge, schließlich wünschen Sie sich eine entspannte Zeit während ihrer Rente, auf die sie jahrelang hingearbeitet haben.
  2. Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Gerade Frauen verlassen sich zu oft auf ihre Partner während ihrer Erwerbsbiographie und halten ihnen den Rücken frei. Frauen nehmen Gehaltseinbußen, geringere Karriereaufstiegschancen in Kauf und lassen sich in die Betreuung der Kinder zwingen. Kommt es zu einer Trennung, stehen die Frauen oft mit einer unzureichenden Rente allein da.
  3. Machen Sie eine Kostenaufstellung ihres Bedarfs. Konfrontieren Sie ihre zukünftigen Kosten mit denen des Rentenbescheids, welcher Ihnen regelmäßig von der Deutschen Rentenversicherung zugesandt wird – wie hoch ist die Diskrepanz?
  4. Investieren Sie – auch wenn sie Normalverdienerin sind – in unterschiedliche Vorsorgeprodukte. So können Sie ganz nach ihrem Sicherheitsbedürfnis oder ihrem Wagemut entscheiden, welche Art von Anlage die Richtige für Sie ist – Fonds, Aktien oder eine Immobilie.
  5. Ist die Riester-Rente für Sie eine Option? Oder bietet ihr Arbeitgeber eine Betriebsrente an?
  6. Minijobberinnen und Menschen mit geringfügigen Beschäftigungen wissen es oft nicht: Sie können tatsächlich auch eine betriebliche Altersvorsorge leisten. Dazu müssen sie lediglich eine Arbeitsstunde am Tag mehr investieren.

Rentnerin Trautheim geht es wie vielen anderen Rentner/innen, die resümieren: „Könnte ich die Zeit zurückdrehen, dann würde ich mich rechtzeitig um eine private Altersvorsorge kümmern. Durch meine Tochter weiß ich, dass die Beiträge für die Riesterrente absolut flexibel und bezahlbar sind.“